Blüten unter dem Ostermond

Auf der Heimfahrt leuchtete der Ostermond, der nach der Tag- und Nachtgleiche, sogar durch die Spiegelungen des Intercities. Wenn ich direkt an der Scheibe stirnte, sah ich den Rhein dunkel glucksen. Allerlei Nixen schien mir, hüpften, schlumpften, aber dann dachte ich mir, das kann der Schumann besser, das mit dem Rhein. Und ich hörte das im Dunkeln. Via Spotify, die Rheinische StaatsPhili aus Kowelenz.

Na ja. Der Wagner halt auch mit seinem Rheingold, aber das ist nix für den Zug, find’ ich.
Was solls. Eigentlich wollte ich schnöde nur Blüten gucken. In Bonn. In der Altstadt, “Breite Straße” und Heerstraße.

Zugang zur “Breiten Straße” in Bonns Altstadt zur Kirschblütenzeit 2024

Man beachte, dass das “Fahrradstraßen” sind.
Als Ergänzung zum letzten Post. Reine Blütensammlerei. Blüten unter dem Ostermond weiterlesen

Märzenbauer

Ich heiße ja nur Bauer, aber die echten Bauern demonstrierten im Herbst und Winter, dass sie keine Rösslein mehr einspannen. Rösslein reiten nur noch die feinen Mensch*innen, gestiefelt, ohne Kater.

Jetzt aber fahren die Trecker wieder die Felder und versprühen Dinge. Sah ich gestern wieder.
Ich war meine Wege abfahren, erfahren. In Gedanken an die Kinder und die Hunde, mit denen ich dereinst dort draußen vor der Neuzenlache nach den Blüten suchte. Zu Zeiten der Tag- und Nachtgleiche, dem Ding mit der Erdachse. Dem ewigen Drehen der Zeit. Vielleicht dreht sie sich irgendwann schneller, die Erde, geachst, schleudert uns ins All, fängt neu an, so befürchte ich oft. In diesen Zeiten bin ich süchtig nach Blüten, früher sah ich sie täglich knospen, heute fahr ich besuchen.
Einen Sattelbezug fand ich. Das ist ja jetzt auch schon 9 Jahre her. Den Schiller zu ehren, sein Volk. Quietschgrün vor roten Blüten am Gleis. Ihre Namen kenne ich nicht.

Bürgerbühnen Erinnerung

Tage vorher aber mit dem D-Ticket zu den tradierten Bienenpornos in Schwetzingen, vor der Fake-Moschee im Garten des Carl Theodor. Japanische Kirschblüten, seit der Zeit der Kurferschde dort zu sehen. Auch für das gemeine Volk. Doch. Japan hat mehr als Atomunfälle, Sushi und Fernseher. Fast hätte ich Lust auf Haikus. Noch oft werde ich Schwetzen. Dort.
Kirschblüten im Schlossgarten Schwetzingen 2024

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Südhessen am Morgen

(Titelbild: Screenshot aus dem Lokalbereich des Südhessen Morgens, ein Imprint der Mediengruppe Haas..)

Ja, ja, es gibt wahrhaftig wichtigeres, vor allem zur Zeit, wo doch fast schon die Atombomben und so weiter …, aber mich ärgert das.

Ich habe eine Zeitung digital abonniert. Als ePaper-Abo. Ok. Also nicht als Print, gilt wohl intern nicht wirklich.

Als ich diese Zeitung abonnierte hieß sie Mannheimer Morgen, Ausgabe Ried, glaube ich mich zu erinnern. Irgendwann nannten sie das „Südhessen Morgen, Ausgabe Viernheim“. Seit dem 1.3.2024 heißt das wieder Südhessen Morgen und dann halt Lokales Südhessen. (Siehe Screenshot oben.) Seit 1.3. also ist es wieder wie einst. (Zitat von hier) „So gibt es einerseits den Wunsch nach mehr regionaler statt allein lokaler Berichterstattung“.

Das dürfte richtig sein. Geht mir auch so. Warum aber die Region aus Viernheim, Lampertheim, Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim bestehen soll ist mir ein Rätsel. Südhessen am Morgen weiterlesen

E bissl Sehnsucht


.
E bissl Sehnsucht
ach no net sellie

Oafach Sehnsucht
wie nochemme Schdiggl
Brot vun de Oma
mit Wassa vum Hoahne
gedropst un Zugga druff

Sou e Sehnsucht hewwisch
orra wie nochemme
Bauchpladscha vum dreier
un doim laude Auslacher

Oafch Sehnsucht
No nix vun de Werwung
Nix vun de Houche Literatür
Orra denne Schmonzes Filmscha

Oafach Sehnsucht
blouß e bissl, no net die

awwa pur

Firnis Siegfried KI

Was ich zur Spätlese #45 im Mannheimer Theater Felina-Areal beitrug. Das war insgesamt eine gute Lesebühne, mit vielen neuen Autor*innen und breitgestreute Themen und Stile.

In diesen Zeiten wollte ich eigentlich meine pseudobarocken Vanitasgedichte vortragen. Triefnäsig. Ihr wisst schon …

Statt dessen versank ich anders in mir. Reflektiere mich selbst als Opa und kommentiere unwichtige Dinge, die wichtigen dokumentieren andere tag-täglich. Ich präsentiere einen Text aus 1987 zu dem „Fake-News“-Singspiel „Gesülze im Mondschein“ und wundere mich über das Wisssenschaftsprogramm eines großen TV-Senders.

KI, oh AI, oh Kommunikation!

Zwei Mails. Im Betreff KI und AI. Opa Werner war auf einmal hell wach. Das waren Schlüsselwörter. Von seinem Vater eingepflanzt.
Er handelte sofort. Also beinahe sofort. Erst musste er in die Gänge kommen. Dauerte immer länger. Leichtes Knie-Beugen, Rückenschulungskram. Waschen. Anziehen. Alles nicht so einfach. Egal, es war noch dunkel draußen. Die dritte Kerze brannte ja schon.
Bald würden sie wieder mit dem Weihnachtsraclette nerven, wie jedes verdammte Jahr. Auf dem Wohnzimmertisch stand Tannenzweigleinsgedöns, aus dem Garten drunten, vegan geschnitten, selbstverständlich. Bald kommen die Kinderlein lammetieren, bekugeln und das Stroh versternchen, bis keine Nadel mehr zu sehen ist, egal, ob er es hasste. Sie würden sogar EiEiEi-Lieder singen. Können selbst in dieser Nacht nicht still sein. Opa Werner sinnierte. Da fiel es ihm wieder ein. KI – AI.
Er musste zu diesem Loch in der Scheunenmauer, nachsehen, ob der Dienst sich schon gemeldet hätte. Tote Briefkästen. Eine Telefonzelle suchen.
Der Iwan hatte etwas vor. Er musste es melden, falls sie es nicht gemerkt haben. Ein Zettel in die Mauer stecken. Firnis Siegfried KI weiterlesen

Bonifatius, Sternchen, Mainzkultur

Meiner Wohnung mangelt es. Kein Weihnachtsbaum. Christbaum heißt das übrigens. Bei uns. Chrischdboam. Also ohne. Wie bei vielen Singles und so weiter. Bei Christi jüdischen Verwandten heutzutage auch. Chanukka ist schon lange vorbei. Jetzt verbreitete der oberste Christdemokrat, dass der Weihnachtsbaum aber Leitkultur sei. So what. Ich gehöre also auch nicht dazu. Weiß ich doch. Ich fliehe aus diesem Alptraum. All dieses Gedudel und Gefudel, das Hohoho und Nordpolblödsinn. Ich bin zwar ein Heidenkind, aber seit zwei Jahren fliehe ich wieder in die Kirchen zu Christmas Eve. Dort wird einfach der Geburtstag meines Freundes Dschises gefeiert. Meist mit Baum. Transeamus usque Bethlehem fällt ja dieses Jahr aus. Zum heulen das.
Aus nostalgischen Gründen fuhr ich dieses mal mit dem Leitkultur-Ticket nach Mainz. In diesen Dom. Mit dem mich vieles verbindet. Der Dom, der zweimal 1000 Jahre feierte.

Meenzer, aber echt jetzt.


In Mainz, wo bald wieder Gott Jokus und der Obermessdiener herrscht, wie es im Fähnsehn heest.
Christmette mit dem Weihbischof, der bald Erzbischof in Paderborn wird.
Da singen sie auch, die Meenzer. Weil ich mich vielleicht, ganz vielleicht, mit jemanden treffen will. Hat was mit 1975 und dem Domjubiläum zu tun. Nein kein Date. Das wäre zwar Stoff für einen dieser elenden Weihnachtsfilme, aber nee, nee.
Apropos Bischof. Stimmt ja. Bonifatius war ja auch Bischof daselbst. Und der war sowas von Leitkultur-Macher!

Statue de Bischofs Bonifatius vor dem Mainzer Dom. Die Krippe dahinter war geschlossen. 24.12.2023

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KI, oh AI, oh Kommunikation!

Zwei Mails. Im Betreff KI und AI. Opa Werner war auf einmal hell wach. Das waren Schlüsselwörter. Von seinem Vater eingepflanzt.
Er handelte sofort. Also beinahe sofort. Erst musste er in die Gänge kommen. Dauerte immer länger. Leichtes Knie-Beugen, Rückenschulungskram. Waschen. Anziehen. Alles nicht so einfach. Egal, es war noch dunkel draußen. Die dritte Kerze brannte ja schon.
Bald würden sie wieder mit dem Weihnachtsraclette nerven, wie jedes verdammte Jahr. Auf dem Wohnzimmertisch stand Tannenzweigleinsgedöns, aus dem Garten drunten, vegan geschnitten, selbstverständlich. Bald kommen die Kinderlein lammetieren, bekugeln und das Stroh versternchen, bis keine Nadel mehr zu sehen ist, egal, ob er es hasste. Sie würden sogar EiEiEi-Lieder singen. Können selbst in dieser Nacht nicht still sein. Opa Werner sinnierte. Da fiel es ihm wieder ein. KI – AI.
Er musste zu diesem Loch in der Scheunenmauer, nachsehen, ob der Dienst sich schon gemeldet hätte. Tote Briefkästen. Eine Telefonzelle suchen.
Der Iwan hatte etwas vor. Er musste es melden, falls sie es nicht gemerkt haben. Ein Zettel in die Mauer stecken.
Ganz klar das Schlüsselwort: KI. Die Kommunistische Internationale, die Komintern ist reaktiviert. Stalin hatte sie 1941 nur eingeschläfert. Nun entstand sie neu, im Silikon-Wäldchen, ähm, Silicium-alley. Drüben, bei den Amis halt, wo der Apfel nicht weit fällt. Versteht ihr? AI, Artificial Intelligent, ist verballhornt für CIA. Intelligente Agentur. Die Komintern hat bestimmt schon alles unterminiert, ist in sie migriert, hat ausspioniert.

Opa Werner suchte noch seinen Mantel. Hans-Werner, sein Enkel kam und befragte ihn. Wo er denn hin wolle. „Zur Scheune, ich muss das Loch finden, in der Mauer.“
„Opa“, Hans Werner augenrollte, ob dem Getrolle. „Eine Telefonzelle suchen, hast du wieder dein Smartphone verloren?“ „Telefonhäuschen kann man nicht abhören, ich muss bei der CIA anrufen, wegen der Komintern, der KI.“

Hans-Werner erklärte geduldig, dass KI ein Kommunikationsmittel wäre, oder so ähnlich. „Kommunion, genau.“ Opa Werner Werner war begeistert.

„Also die Scheune wurde doch schon vor Urzeiten abgerissen, da hat Onkel Jean gebaut und das Telefonhäuschen in der Mozartstraße ist jetzt ein Öffentlicher Bücherschrank.
Zeig mal die Mails her. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht alle möglichen Newsletter bestellen? Denkst du nie an Datenschutz? Weg damit, abbestellt.“ Hans-Werner blickte zufrieden beim Abschied, sang leise Servus. „Bis zum heiligen Abend.“
Opa Werner würde wieder Newsletter bestellen. Sonst schrieb ihm ja niemand. Er wollte nicht whatsappen, da mäkelte Tante Ida immer herum, wollte ihn zu den Quacksalbern schicken oder ins Fitness-Studio.

Aber Datenschmutz hat schon was, stimmt. Er musste wieder einmal seine alten Rechner entstauben. Das DOS aufmotzen. DOS 5.0 müsste es jetzt sein.
Opa Werner holte die alten Kompatiblen aus dem Schrank und öffnete die Gehäuse. Tatsächlich: Staub, Staub, Staub. Elender Datenschmutz überall. Er holte den Laubbläser und begann den Datenschmutz wegzublasen. Überall hin, mit Getöse. Eine graue Wolke breitete sich aus, legte sich auf die Tannennadeln, als ob es schmutziger Schnee wäre. Ob das reicht? Opa Werner holte seine elektrische Feile und hobelte in den Gehäusen herum, über diese kleinen, kurzen Stäbchen hinweg. Ein güldener Staub hing in der Luft, legte sich über alles, auch zwischen den grauen Staub, über dem Tännlein fein. Opa wütete jetzt all dem Datenschmutz entgegen, riss die kleinen Igelchen heraus und warf sie über das Grüngenadel. Sah eigentlich besser aus als all die Küglein und LED-Blinkelein.

Die Mädchen würden begeistert sein. Es war ein Datenschmutz-Bäumchen geworden.
Leise rieseln die Daten, ihrem Schmutz entronnen, weit in die Welt hinein.

Ach Datenschutz hieß es wohl. Opa Werner kicherte. Aber so war es besser, legte den Laubbläser weg. Datenschutz sagte er und zeigte es der Witwe Bolte von nebenan, von der KI, der Schmutz. Sie küsste ihn. Auf den Mund. Opa Werner war verdattert und dachte, das müsse er melden, aber küsste zurück und dachte: „Wenn wir nicht gestorben sind……“

Adagio


Adagio hewwisch gegrische
Adagio, äh Leid, äh Leid
Ponzer krawwln durschs Gehänn
Die schtoddern largo

Adagio hewwisch gsaat
Isch waaß doch aa net wie ma
des alles uffhään losse keent
Was donn moderato

Als wia Rakede un Drohne
Presto Presto iwweral
Allegro Brenne Brennpunkt
Isch groin doch schun

Adagio , Adagio

So sieht mein Inneres aus, teilweise, was weiß ich.. Wenn ich ratlos bin wähle ich oft meine dialektische Sprache. Dann suchte ich in meiner (offline) Datenbank nach dem Wort Krieg. Es fand sich so viel öfter in den letzten 25 Jahren, als ich dachte.
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Sou geel, sou geel


Roud die Sunn, wie mein Kopp,
moi Hond leischd enniwa gelongt
uf doi schdruwwelisch Hoar
vum Wind vawuschld un halt mä
Doi Aache lacheglidzan riwwa,
die Knie ruf un wia ennuna.
Hie un her gerudschd mim Hinnan
in die Hitz, was leeft die Brie..
Laud geid die Schnauf, gejuxt geschluckst
in Buggl gemacht awwa net abgeschdiee

Roud moin Kopp mim Rad un dä
imma weider noi in die Roud Sunn
unserm forzdrugge Gaade entgeje,
wu die goldische Pommfrit wachse.
Schun blinke om Himml Schdännscha
die longsoam unsam laude Orem winke.
Vasinke innenoanna un uffenoanna
weil ma nemme kenne vor Schnaufe
die Rärra oafach higeknalld ins
geele geele Summagras

Woischdroos

Geele Ägga
rutsche dem
Waize entgeje
Hefe Moi gehopft
Mit de Boahn
un ähm Ticket
als dursch die Wingert
gejuckelt vun Schorle
zu Schorle Epplgesaft
Forzdrugge
un in geile Wind
Die Fleeschknebb ruggln
in die Rieslingpitze
Vun driwwe ruufe
se Bonjour un
Munster doin Kees

Diese herrlich heißen deutsche Sommer

( Beitragsbild: Fahnen im Wind über dem Festivalzentrum der Schillertage 2023. Mannheim NTM)
Prolog

Ich saß am Rhein in Bingen, aß und glotzte auf die Germania gegenüber.

Sommerkunst

Bald wird es hier eine Bundesgartenschau geben, das ganze Mittelrheintal hinab. Was aus einem #siffgate wurde. Ich dachte an die Schau in Mannheim, deren bedeutendes Ereignis ein Sombrero-Kommunikationsdesaster ist. In Mannheim am Rhein eine Bundesgartenschau? Ich stellte mir das vor. Direkt hinter dem Neckarzufluss bis an die hessische Grenze, der Fawwerik mit den 4 Buchstaben entgegen? Ein Glucksen erschütterte mich. Eine Woche später fuhr ich die Strecke wieder, an den Burgen der rheinromantischen Preußenprinzen und geistig den Werken Turners vorbei. Linz am Rhein mein Ziel.

FUNeral rheinisch

Wortfetzen auf der Fahrt notierte ich, wollte eigentlich etwas anderes, aber es wurde diese Miniatur. Angereichert mit Sommergedichten aus der Datenbank. Sicher, ohne Cookies und Kram, weil offline. Diese herrlich heißen deutsche Sommer weiterlesen